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24.05.2022 | Blog

Themenschwerpunkt Carsharing: Garten statt Garage

Ein schnittiger Flitzer rauscht im warmen Gegenlicht der Sonne durch leere Straßen. Er passiert einen Möbel-Lkw, eine schwebende Seilbahn-Kabine, eine Bushaltestelle, einen U-Bahn-Zugang. Aus dem Off ertönt eine Stimme: "Raum gibt es in den unterschiedlichsten Formen." Der Flitzer biegt auf einen großen, aber völlig leeren Parkplatz ein und kommt, quer über drei markierte Stellplätze, zum Halten. Die Stimme: "Die schönste Form bleibt immer noch Freiraum."

An dieser Illusion — richtig: Es handelt sich um den TV-Werbespot für ein Automobil — stimmen viele Dinge gar nicht. Weder hat der Flitzer in der Realität freie Fahrt durch leere Straßen, noch findet er im biederen Alltag jemals einen völlig leeren Großparkplatz vor. Doch der Spot steht eigentlich für etwas Anderes: nämlich für die Aufforderung, sich mittels des Automobils Fläche anzueignen, die eigentlich allen zur Verfügung stehen sollte.

Ganz schön viel Fläche
Der Wiener Professor für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik, Hermann Knoflacher, führte bereits vor vielen Jahren mit seinem "Stehzeug" vor Augen, wie viel Platz ein Pkw benötigt: Er hängte sich einen Metallrahmen mit den Maßen 4,30 mal 1,70 Meter über die Schultern und schritt damit durch die Straßen. Von vielen Autofahrenden wurde er angefeindet. Mit lauter Hupe oder sogar aufdringlich nahem Heranfahren wollten sie ihn dazu bewegen, die Fahrbahn zu verlassen. Die Botschaft: Du bist nur eine Person und verbrauchst zu viel Platz. Ironie, wenn wir bedenken, dass für die Autofahrenden selbst exakt das Gleiche galt.

Knoflacher ging seinerzeit, also im Jahr 1975, von der Größe eines modernen Mittelklassewagens aus. Das reicht heute längst nicht mehr. Statistiken zeigen, dass mittlerweile mehr als rund 60 Prozent aller zugelassenen Pkw die Breite von 1,75 Metern überschreiten. Diese wurde bislang für die Markierung von öffentlichen Stellplätzen als Standardmaß verwendet. Autos werden also immer breiter und länger und verschlingen dadurch immer mehr Fläche — und zwar nicht nur solche, die in Form von öffentlichem Straßenland eben allen Menschen gehört, sondern auch solche, die in Form von verlorenen Quadratmetern das eigene Grundstück doch wieder kleiner werden lässt.

Kein Verzicht, sondern Gewinn
Nicht von Ungefähr betonen sämtliche Projekte im Modellvorhaben Teil.Land NRW, dass ihnen die jüngste Steigerung der Anmeldezahlen von Zweit- und Drittwagen Sorgen bereitet. Sie belasten die ohnehin schon strapazierten Verkehrswege und -flächen zusätzlich. Für Autobesitzende ergibt sich aber auch ein ganz privates Dilemma: Woher den zusätzlichen Platz nehmen, der mit mindestens rund acht Quadratmetern für das reine Abstellen des Autos immer noch zu klein wäre? Immerhin braucht es auch noch Platz für das Ein- und Aussteigen und auch der Kofferraum will ohne Gerempel be- und entladen werden. Über die zeitfressenden Rangier-Manöver gar nicht zu reden, die notwendig werden, wenn diejenige Person, deren Wagen dem Haus am nächsten und damit hinter allen anderen steht, als erste aufbrechen will.

Hier bietet Carsharing einen ganz praktischen Lifehack an: nämlich Auto fahren zu können, ohne sich um die damit verbundenen Platzprobleme zu scheren. Weil das Fahrzeug öffentlich verfügbar sein soll, findet es seinen Abstellort auch immer wieder im öffentlichen Raum und entlastet damit das eigene Grundstück. Es ist nicht viel Fantasie notwendig, um sich viele schöne Dinge auszumalen, die anstatt des Zweit- oder Drittwagens auf dem häuslichen Gelände entstehen können: eine Erweiterung für den Garten, Blumenrabatten oder Hochbeete, eine Grillecke, ein Geräteschuppen, ein Spielplatz mit Trampolin und Pool, eine Terrasse, ein Gewächshaus...


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